Sherko Fatah

Foto: Chris Korner

Sherko Fatah, 1964 als Sohn einer ostdeutschen Mutter und eines irakischen Vaters geboren, in Berlin, Irak und Wien aufgewachsen, ist einer der interessantesten interkulturellen Autoren. 2001, imJahr der Anschläge auf das World Trade Center, erschien sein erster Roman Im Grenzland. Ein Titel mit Ansage: Denn in diesem wie in den folgenden fünf Romanen bewegt sich Fatah als Grenzgänger zwischen Abendland und Morgenland. Seine Figuren flüchten im »dunklen Schiff« aus der irakischen Provinz nach Berlin oder andersherum, sie kommen als Forschungsreisende in den Irak oder gelangen als Entführungsopfer von Gotteskriegern an den »letzten Ort«. Ihre Geschichten sind imprägniert von Erfahrungen durch Gewalt und Verletzungen, sie bezeugen die fatale Verquickung von Krieg und Religion in den Krisenregionen des Nahen Ostens und zeigen eine kaum zu überbrückende Fremdheit der Lebenswelten.Persönliche Grenzsituationen, grausame moralische Konflikte werden illusionslos und sich aller Wertungen enthaltend gezeigt. So ist der kulturelle Grenzraum auch immer einer der Grenzen des Verstehens, vielmehr einer, in der Leserinnen und Leser ein fatales oder tragisches Nicht-Verstehen erfassen können. Das ist eine Leistung, die durch die politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte von Buch zu Buch an Wichtigkeit gewonnen hat. Fatah hat ein im besten Sinne aufklärerisches Werk geschaffen, das 2020 mit der Ehrengabe der Eugen Viehof-Ehrengabenstiftung ausgezeichnet wird. 

Die Laudatio ist hier einsehbar.