Dr. Manfred Jahrmarkt-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859 an Ria Endres
Begründung der Jury: Ria Endres ist eine Autorin, die weniger durch ihre Prosa oder ihre Gedichte aufgefallen ist, sondern vielmehr durch ihre literarischen Essays über Thomas Bernhard, Samuel Beckett oder Ingeborg Bachmann. Diese Texte sind nicht nur literaturwissenschaftlich fundiert, sie sind auch glänzend geschrieben. Und oft sind sie persönlich grundiert, sind also Exkursionen auch ins eigene Ich. In ihrer letzten Arbeit, z.B., in den Essays über Samuel Beckett „Samuel Beckett und seine Landschaften" (Rimbaud Verlag 2006) schildert sie Begegnungen mit Beckett in Paris oder erzählt von „Godot", der für sie als Klosterschülerin eine Offenbarung war. Das sind zauberhafte Erzählungen, versteckt in der sachlichen Bezeichnung „Essay".Ria Endres, geboren 1946 in Buchloe, hat über Thomas Bernhard promoviert und lebt seit 1969 in Frankfurt am Main. Sie arbeitet als freie Autorin, was für sie immer schwieriger wird. Sie ist eine renommierte Rundfunkautorin, hat zahlreiche Hörspiele und Features geschrieben, aber diese Möglichkeiten des Gelderwerbs reduzieren sich von Jahr zu Jahr.
Veröffentlichungen:
- Am Anfang war die Stimme: zu S.Becketts Werk, Suhrkamp 1991
- Der Zwischenmensch, Suhrkamp 1991
- Werde, was du bist. Literarische Frauenporträts, Suhrkamp 1992
- Am Ende angekommen, dargestellt am wahnhaften Dunkel der Männerporträts des Thomas Bernhard, S.Fischer 1980
- Milena antwortet: Ein Brief, Suhrkamp 1996Froher Wahnsinn, Gedichte, Baldreit Verlag 1997
- Samuel Beckett und eine Landschaften, Rimbaud 2006
Adolf-Mejstrik-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859 an Sylvia Geist
Begründung der Jury: Sylvia Geist ist Chemikerin und Kunstgeschichtlerin. So wie sie in ihrem Leben Geistes- und Naturwissenschaften verbindet, unternimmt auch ihr lyrisches Werk einen Brückenschlag zwischen den inzwischen so weit auseinander getretenen Wissensdisziplinen: Der Gedichtzyklus „Periodischer Gesang" handelt nicht nur von den Elementen des Periodensystems, sondern bildet die Struktur eines jeden Elementes in Form und Metrik nach. Die Texte bestechen durch die Ungewöhnlichkeit ihres Themas, kombiniert mit wacher Intelligenz. Sie sind überraschend, verfahren vielschichtig und klangreich. Formfindung und Inhalt durchdringen sich aufs engste und kombinieren sich zu einem ganz eigenen, versatilen poetischen Ton.