Richard Obermayr

Zwei Romane umfasst die Publikationsliste des österreichischen Schriftstellers Richard Obermayr, der 1970 in Ried im Innkreis (Oberösterreich) geboren wurde und heute in Wien lebt.
Zwischen dem Debüt Der gefälschte Himmel und dem Nachfolgewerk Das Fenster liegen zwölf Jahre. Die Jury war sich einig, dass diesem Schriftsteller der Langsamkeit große Anerkennung zusteht.
Schon mit seinem Erstling, einer 365 Seiten umfassenden Prosa ohne eigentlichen Plot, dafür aber, wie ein Kritiker in der FAZ schrieb, „von dunkel leuchtender Pracht", stellte er sich quer gegen alle herkömmlichen Erwartungen an junge deutschsprachige Literatur, und dass er daraufhin ein Dutzend Jahre verstreichen ließ bis ein weiteres Buch (Das Fenster) folgte, für eine Schriftstellerlaufbahn nach den heute herrschenden Kriterien fast selbstmörderisch. Doch hat sich diese Enthaltsamkeit, nach Auffassung der Jury, literarisch hoch gelohnt. Obermayr ist zwar ein Geheimtipp geblieben und der Autor keiner, der seither in aller Munde wäre, aber sein Beitrag zur deutschsprachigen Literatur, insbesondere seit dem Roman Das Fenster ist verbrieft.
Gibt es eine Wirklichkeit außerhalb des Denkens, gibt es vom Standpunkt des Schreibens betrachtet überhaupt ein Draußen, etwas, das vor der Sprache liegt? Es ist immer nur als Entschwundenes konstatierbar, eingefroren in Sätze, die als der Zeit enthobene Gebilde vor uns liegen. Solche grundlegenden, für die österreichische Literatur vielleicht besonders kennzeichnenden Fragen sind in Obermayrs Prosa eingewoben, werden hier aber nicht abstrakt verhandelt, sondern sind eine unterschwellige Dimension des Textes, die der Leser für sich selbst erschließt, während er im Fortgang der Lektüre den Bildern der Natur, der Kindheit und der sie zurückholenden Erinnerung folgt. Die philosophische Grundierung dieses Romans ist nie kaltes Gerüst, sondern eine Helligkeit des Denkens, die die Melancholie des Erzählten auszupendeln hilft.