Thomas Rosenlöcher erhält die Ehrengabe 2017 der Deutschen Schillerstiftung von 1859 / Der Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis 2017 geht an Judith Zander

Preisverleihung am 5. Mai 2017 im Deutschen Literaturarchiv Marbach Weimar / Marbach, 13. Dezember (dla) – Die Deutsche Schillerstiftung wird am 5. Mai 2017 im Deutschen Literaturarchiv Marbach die Ehrengabe 2017 der Deutschen Schillerstiftung von 1859 an Thomas Rosenlöcher und den Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis 2017 für deutschsprachige Lyrikerinnen an Judith Zander verleihen.
Mit der Entscheidung folgte das Kuratorium der Deutschen Schillerstiftung dem Votum ihrer Jury (Thomas Geiger, Norbert Hummelt, Katrin Lange, Antje Weber und Helge Pfannenschmidt).

Ehrengabe 2017 der Deutschen Schillerstiftung an Thomas Rosenlöcher

Die Ehrengabe der Schillerstiftung geht an den Lyriker Thomas Rosenlöcher. Er debütierte 1982 mit dem Band Ich lag im Garten bei Kleinzschachwitz, dem vor der Wende dann noch der Gedichtband Schneebier folgte. In ihrer Entscheidungsbegründung würdigt die Jury Thomas Rosenlöcher als »einen Meister der melancholischen Ironie; zugleich war das die Haltung, mit der er dem Staat begegnete, in dem er lebte und schrieb. Seine oft mit genauer Naturbeobachtung einsetzenden Gedichte behaupten eine romantisch-widerständige Nischenexistenz, die er dann, unter geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen, im vereinigten Deutschland fortführte. Mit seinem Dresdner Wende-Tagebuch Die verkauften Pflastersteine wurde er einem westdeutschen Publikum bekannt, weitere Prosabände folgten. Sein Hauptwerk aber gilt dem Gedicht, dem er in unverwechselbarer Handschrift Töne ablockt, die bitter fehlten, gäbe es sie nicht – nachlesbar zuletzt in dem Band Hirngefunkel (Insel Verlag 2012), der ausgewählte und neue Gedichte des Autors vereinigt.«
Thomas Rosenlöcher wurde 1947 in Dresden geboren und studierte zunächst Betriebswissenschaft. Hierauf folgte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Zuletzt erschienen von Thomas Rosenlöcher neben dem Roman Hirngefunkel (2012) Das Gänseblümchen, die Katze & der Zaun (2015).

Die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung wird zum vierten Mal verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Laudatio hält der Schriftsteller Norbert Hummelt.

Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis 2017 an Judith Zander

Obwohl das poetische Werk der 1980 in Anklam geborenen, heute in Berlin lebenden, Judith Zander erst aus zwei Gedichtbänden – »oder tau« (2011) und »manual numerale« (2014) – besteht, ist bereits erkennbar, dass Judith Zander eine der aufregendsten Lyrikerinnen unserer Zeit ist. Ihre Gedichte umkreisen die klassischen Themen der Lyrik: Herkunfts- und Landschaftsgedichte finden sich in ihrem Werk ebenso wie Liebes- und Dinggedichte. Ihr zweiter Gedichtband »manual numerale« ist aufgebaut wie ein Diarium. Das Datum legt die Anzahl der Gedichtzeilen fest und zeigt, – gleichsam en passant – wie strenge Formvorgaben zu einem poetischen Spiel werden können. Ihre Lyrik sprüht vor Wortlust, sie ist angereichert mit Neologismen, Einsprengsel aus dem Englischen, dem Plattdeutschen und aus der populären Kultur. Judith Zander ist eine Meisterin des Nichteindeutigen, sie spielt mit Lauten, Bedeutungs- und Sprachebenen und zeigt sich dabei als fundierte Kennerin der deutschen und angloamerikanischen Dichtungsgeschichte und ihrer häufig schon vergessenen Formen. Vielleicht am schönsten: Immer wieder blitzt in ihren Gedichten ein verschmitzter Humor auf.
Der mit 10.000 Euro dotierte Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis für deutschsprachige Lyrikerinnen wird zum vierten Mal verliehen. Die Laudatio hält Thomas Geiger.

Die Veranstaltung findet am Freitag, 5. Mai 2017, um 19 Uhr im Kilian-Steiner-
Saal (Deutsches Literaturarchiv Marbach/Archivgebäude) statt.