Preis der Leipziger Buchmesse an Irina Liebmann

Begründung der Jury

Die Jury ehrt mit ihrer Entscheidung ein Werk, das auf unglaublich eindringliche Weise Familiengeschichte als Weltgeschichte darzustellen vermag. Irina Liebmanns Buch über ihren Vater Rudolf Herrnstadt ist der fast unglaubliche Lebensbericht eines Mannes, der die Welt neu erfinden wollte. Der, so will es beinahe scheinen, bei allen Kämpfen, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gekämpft wurden, mitgekämpft hat. Der von der Geschichte alles erhoffte und am Ende alles verlor. Der irrte und glaubte, seinen Überzeugungen folgte, auch wenn sie ihn mitunter auf Abwege führte. "Glaubst du wirklich," hat er seine Tochter auf einem Spaziergang kurz vor seinem Tode einmal gefragt, " wenn man zum ersten Mal in der Weltgeschichte alles, alles neu macht, und man hat es nicht gelernt und keine Erfahrungen, glaubst du nicht, dass man erst einmal alles, alles falsch machen wird?" Die Irrtümer und der Glaube, die Schrecken und die Hoffnungen eines ganzen Zeitalters lässt Irina Liebmann mit der Lebensgeschichte ihres Vaters vor unseren Augen auferstehen.