Elke Erb erhält den Anke Bennholdt-Thomsen-Preis für Lyrik 2015, Volker Sielaff ist Ehrengabe-Preisträger 2015

Die Deutsche Schillerstiftung wird am 8. Mai 2015 in Marbach den Anke Bennholdt-Thomsen-Preis für Lyrik und die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859 verleihen.

Die Dichterin Elke Erb erhält nach dem einstimmigen Votum der Jury den Anke Bennholdt-Thomsen-Preis für Lyrik, der ausschließlich Lyrikerinnen vorbehalten ist. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert wird 2015 zum dritten Mal vergeben. Die Laudatio für Elke Erb wird der Schriftsteller und Dichter Marcel Beyer halten.

„Die 1938 in Scherbach in der Eifel geborene Dichterin Elke Erb, die 1949 mit ihrer Familie in den Osten Deutschlands ging, hat in ihrem über Jahrzehnte angewachsenen Werk eine völlig eigenständige Poetik entwickelt,“ begründet die Jury ihre Entscheidung. „Entgegen allen Einengungen, die mit der Doktrin vom sozialistischen Realismus einhergingen, hielt sie an einer radikal subjektiven Sprache fest, die gleichwohl ein kritisches Verhältnis zu gesellschaftlichen Prozessen behauptete, die ja immer auch Bewusstseinsprozesse sind. Unter gewandelten Marktbedingungen blieb sie ihrem anspruchsvollen Schreiben treu. In ihrer hochreflexiven Sprache, die dem Sprechen der Menschen ebenso wie dem eigenen Denken, Sehen und Fühlen abgelauscht ist, hat sie seit den sechziger Jahren vor allem in Gedichten, aber auch in tagebuchartiger, grenzgängerischer Prosa ein poetisches Journal angelegt, das in der deutschsprachigen Dichtung unserer Tage seinesgleichen sucht. Dieses poetische Journal stellt zugleich ein Inventar der sinnlichen Dinge, der konkreten Wahrnehmungen und Erinnerungen dar. Zu ihren bedeutendsten Büchern zählen die Gedichtbände Vexierbild, Kastanienallee und Sonanz. Sie hat auch als Übersetzerin aus dem Russischen wichtige Beiträge zur Gegenwartsliteratur geleistet, mehr noch als engagierte Fürsprecherin und Begleiterin junger, oftmals experimenteller Autoren, sowohl in der literarischen Szene der späten DDR wie auch in der Lyrikszene unserer Tage.“

Die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung erhält der Lyriker Volker Sielaff

Die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung wird an den Lyriker Volker Sielaff verliehen. Sie ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Laudatio für Volker Sielaff hält Hauke Hückstädt, Lyriker und Leiter des Literaturhauses Frankfurt.

Volker Sielaff wurde 1966 in Großröhrsdorf, Lausitz, geboren und lebt mit seiner Familie in Dresden. Seit den frühen 90er-Jahren veröffentlichte er Gedichte und Essays in renommierten Zeitschriften wie manuskripte oder diwan, Kritiken (oft über Lyrik) im Berliner Tagesspiegel oder für die Frankfurter Rundschau. Sein erster Lyrikband Postkarte für Nofretete erschien 2003 bei zu Klampen, sein zweiter Selbstporträt mit Zwerg folgte im Jahr 2011 bei Luxbooks. „Sielaff ist sich bewusst, dass der Ort des Gedichts eher am Rande liegt, doch als Dichter erlaubt er sich, die Welt auch von einem peripheren Standort zu betrachten“, schreibt die Jury in ihrer Begründung für die Wahl Siellaffs. „An der Notwendigkeit von Dichtung und der Anverwandlung der Welt durch Sprache hegt er nicht den geringsten Zweifel. Er ist ein Meister darin, im scheinbar Beiläufigen die zentralen Fragestellungen der menschlichen Existenz zu entwickeln. Seine Liebesdichtung ist nicht (nur) romantisch. Seine Themen sind, wie in der klassischen Dichtung, das Naturgedicht, das Dinggedicht. Und er schreibt das Jahrtausende alte Gespräch innerhalb der Lyrik fort: In Selbstportrait mit Zwerg werden unter anderen Platon, Francis Ponge, William Carlos Williams und Robert Creeley zitiert. 

Zu würdigen ist dieser Dichter auch als Literaturvermittler. Für die Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter präsentiert er einmal jährlich eine Lyrikerin oder einen Lyriker aus Osteuropa in der Kolumne Auf Tritt Die Poesie. In der von Hans Thill herausgegebenen Reihe Poesie der Nachbarn wirkte er in dem 2014 erschienenen Band Stillleben mit Crash. Gedichte aus Polen an der Übersetzung polnischer Gegenwartslyrik mit. Volker Sielaffs neuer Gedichtband Glossar des Prinzen erscheint im März 2015 bei Luxbooks.“

Zu der am 8. Mai 2015 im Deutschen Literaturarchiv Marbach stattfindenden Preisverleihung erfolgt eine gesonderte Einladung.